Das älteste deutsche Faustspiel in 4 Akten | Dauer ca. 70 Minuten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Puppenköpfe |
Arno Visino |
Figurenbau |
Otto Bille |
Kostüme |
Annelore Bille |
Bühnenbild |
Otto Bille |
Text / Sprecher |
Annelore und Otto Bille |
Inszenierung |
Annelore und Otto Bille |
Das lastervolle Leben und erschröckliche Ende des weltberühmten, jedermänniglich bekannten Erzzauberers Doctoris Johannis Faust
in der Inszenierung von Otto Bille | 1976
Seit 1530 die erste bekannte Handschrift über den „Meister Faust“ in französischer Sprache in Metz erschien und 1587 das Volksbuch „Historia von Dr. Johann Fausten…“ – von Frankfurt aus – mit vielen nachfolgenden Ausgaben, seine Popularität erlangte, sind unzählige Versuche unternommen worden, diesen volksnahen Stoff dramatisch zu gestalten. Für die Schauspielbühne steht wohl an erster Stelle das Werk „Goethes“ vor den dichterischen Versuchen von z.B. Marlowe – 1588, Lessing – 1755 | Chamisso – 1803 | Grabbe – 1828 | Lenau – 1836 und Heine – 1847.
Unser Puppenspiel vom „Doktor Faust“ hat dieselben Urquellen, aber einen anderen historischen Werdegang.
Ausgehend von der deutschsprachigen Fassung des Marlowe´schen Faustspiels, wurde noch im 17. Jahrhundert eine Puppenkomödie niedergeschrieben, in die erstmals die lustige Person Pickelhäring eingeführt war, die aber mit dem Faustdrama noch in keinem inneren Zusammenhang steht. Ein Puppenspiel aber, ohne wesentliche Mitwirkung des Hans Wurst, der mit seiner behaglichen, hausbackenen Weisheit und seinem naiven Mutterwitz ein parodistisches Gegenstück des faustischen Strebens ist, hätte im Volksbewusstsein sicher kein Echo gefunden. So ist die enge Verschmelzung tragischer und komischer Elemente im Faustpuppenspiel bald in allen landsmannschaftlich geprägten Aufführungen vollzogen worden. Bekannt geworden sind vor allem fränkische, sächsische, auch schwäbische und rheinländische Fassungen, die im gesamten deutschsprachigen Raum von fahrenden Puppenspielern aufgeführt wurden. Die Texte jedoch sind nur in den Familien der Spieler gehütet und von Generation zu Generation mündlich überliefert worden.
Sieben Generationen vor mir sind nun bis zum Jahre 1794 urkundlich nachgewiesen, und es steht fest, dass unser Faustspiel – freilich geläutert von unzeitgemäßen Anspielungen und besonders von Frivolitäten – aus der sogenannten „Rheinischen Fassung“ schöpft, die unter anderem auch der Bonner Germanist und Schriftsteller Prof. Karl Simrock 1832 in seinem Puppenspiel „Dr. Joh. Faust“ verwandte.
Text: Otto Bille